Me explore - das Mariazellerland

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Faszination Ötscher. Ein Pyramiden-förmiger Berg, der sich im Mariazellerland majestätisch erhebt. Von meinem Balkon aus, beobachte ich seine Verwandlungen: Einmal klar und schroff, dann wieder diffus im Dunst oder sein Gipfel sich versteckend in einer Wolke. Abends wie morgens präsentiert er sich anders.

Zunächst geht meine Reise nach Wien. Beim Universum bestelle ich den Parkplatz vor dem Wohnhaus meines Sohnes und siehe da, es funktioniert. Millimeter genau passt mein „Freddy“ in die Lücke. Das hätten wir geschafft. Freddy, so habe ich meinen Van benannt, nach Freddy Mercury.

Mein Ziel am nächsen Morgen ist Annaberg in Niederösterreich. Zunächst heißt es aber, durch den Montagmorgenverkehr Wien's zu kommen. Als wäre ich schon immer Bus gefahren; souverän meistere ich diese Herausforderung und erinnere mich an meine Anfänge im Holzbaubetrieb meines Vaters, wo ich mit schwerbeladenen Pritschenwägen zu den entlegendsten Bergbauernhöfen Material zustellte. Einmal gelernt, nie mehr vergessen.

Nach dem Einchecken im JUFA Hotel Annaberg wandere ich hinauf zur Anna Alm. 1,5 Stunden geht es bei brütender Hitze steil bergauf. Die Aussicht ist traumhaft. Oben angekommen, beschließe ich spontan, die Zipline für eine rasante Talfahrt zu nutzen. „Es startet gerade einer, wollen Sie zuschauen?“, fragt die Dame an der Kasse. „Nein danke“, meine Antwort. Ich will gar nicht wissen, was mich erwartet. In einem Anfall von Mut, kaufe ich mir das Ticket und bevor ich das Abenteuer beginne, genieße ich noch Kaffee, Aussicht und einen köstlich-flaumigen Schokoladekuchen. "Meine Henkersmahlzeit", denke ich mir.

Mutanfall

Ein sehr bemühter junger Mann hilft mir in den Sitzsack und versucht mir die Angst zu nehmen, indem er lang und breit das Prozedere erklärt. Seine Bemühungen bewirken jedoch das Gegenteil, denn mir schlägt das Herz bis zum Hals, angesichts des Abgrundes unter meinen Füßen, die auf einer Gitterrampe stehen. Zunehmend genervt, befehle ich ihm, endlich den Knopf zu drücken, bevor mich der Mut verlässt. Im nächsten Augenblick schieße ich schon los und sause 90 Sekunden ins Tal. Mit etwas wackeligen Beinen, vollgepumpt mit Adrenalin, hole ich mit stolz geschwellter Brust das Foto vom Automaten ab, das ich natürlich sofort auf Facebook poste.

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Die Ötschergräben

Um 8 Uhr am nächsten Morgen steige ich in Wienerbruck ein und bin zunächst allein unterwegs. Was für ein Naturereignis, dieser Grand Canyon von Österreich. Sehr langsam, Schritt für Schritt genießend, schauend und lauschend, lasse ich mich einsaugen in dieses Faszinosum aus Wasserfällen, kleinen Seen, Schluchten und der Ötscherbach mit türkis-grünem und glasklarem Wasser. Felsformationen, satte grüne Vegetation, Brücken und Stege. Ich bin überwältigt und staune, staune, staune.

Immer mehr Wanderer begegnen mir oder überholen mich. Das Gerede stört mich und ich versuche große Abstände zu den anderen zu halten. Man sollte ein Schild am Eingang anbringen und einladen, diesen Canyon im Schweigen zu durchwandern. Achtsames hinhören auf die Musik dieser Schlucht und die vielen Geräusche des Wassers vernehmen: gurgeln, plätschern, rauschen, säuseln, rauschen, tosen, brausen, tröpfeln. Immer wieder steige ich in den Ötscherbach, um mich zu erfrischen.

Beim Ötscherhias nehme ich eine Jause zu mir und steige von dort steil hinauf und verlasse den Canyon. Die Weiterwanderung geht auf einem wundervollen Naturpfad, entlang der Erlaufklause mit herrlichen Ausblicken auf das türkis-grüne Wasser, nach Mitterbach, wo ich mit der Mariazellerbahn zurück zum Ausgangspunkt Ötscherbasis in Wienerbruck fahre.

Tipp: Um den Massen auszuweichen ist es empfehlenswert, zu Wochenbeginn und sehr früh loszugehen. Außerhalb der Ferien empfehlenswert.

Gläsbläserei

Auf der Heimfahrt am nächsten Morgen besuche ich das Stift Neuberg an der Mürz. Ich besichtige die sehr eindrucksvolle und baulich interessante gotische Kirche, wie auch die Glasbläserei im Stift mit Ausstellung. 

 

Über die Autorin
Ingeborg Berta Hofbauer ist eine begeisterte Reisende und Entdeckerin von neuen Orten und ihren Menschen. Deren Geschichten dahinter faszinieren sie und inspirieren sie zu ihren Büchern und Blogs. Sie reist vorwiegend mit ihrem Camper und der Bahn und verzichtet weitgehend auf Flugreisen.

Ingeborg B. Hofbauer

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