Zur inneren Freiheit finden

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Ich öffne mein Herz und stelle meine Füße in weiten Raum…
Ein sehr persönlicher Einblick in eine Phase der Isolation, die Magie der Wüste und das Wunder der inneren Freiheit.

Ich lese bei Epiktet:

„Nicht die Dinge selbst bekümmern die Menschen, sondern ihre Ansichten über die Dinge.“

Wie sehr habe ich mich mitreißen lassen in den letzten Wochen. Von der Energie der Wut und des Zornes. Diese negative Energie ist letztlich auf mich zurückgeschwappt und hat mich mit einer Coronaerkrankung in Isolation geschickt. Gottlob bin ich zweimal geimpft und der Krankheitsverlauf war sanft, doch war dieser Freiheitsentzug eine Herausforderung der besonderen Art.

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Ich erinnere mich. An meine Wüstenreisen und stelle eine Analogie zur derzeitigen Situation her. Es beginnt am Sammelplatz. Der Sammelplatz ist meist in einer Oase am Rande der Wüste. Hier treffen sich die Beduinen und bepacken die Kamele. Die Luft ist spannungsgeladen und die Reisenden unterhalten sich nervös oder blicken unsicher auf die Kamele. Diese sind aufgeregt und schreien beim Bepacken. Die Regeln werden besprochen, der Aufbruch steht unmittelbar bevor. Kamelführer und Reisende/r begrüßen einander und stellen sich vor. Die Kamele werden bestiegen. Man passt sich der Bewegung des sich aufrichtenden Kamels an. Nach vor, dann nach hinten.Das meditative Schaukeln beginnt.

In den folgenden Tagen wird sich die Karawane durch die Wüste bewegen. In einem getragenen Tempo, den die Kamele vorgeben. Hinein in einen unendlich weiten Raum, der in seiner Weite unvermittelt zur Innenschau einlädt. Sanft schaukelnd auf dem Rücken des Wüstenschiffes. Im Außen verändert sich die Landschaft kaum, im Inneren beginnt sich etwas zu bewegen.

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Ich überlege mir, wie ich am besten durch diese persönliche Wüste der Einsamkeit und Isoliertheit komme, begleitet von dunklen Gedanken, Ängsten und  schleichender Depression. Die Beduinen haben einen klar strukturierten Tagesablauf. 2 Stunden wandern, ein Lager aufbauen, Mittagessen vorbereiten, 2 Stunden ruhen, wieder aufladen, wandern, die Umgebung und den Himmel beobachten, Lagerplatz für die Nacht finden und herrichten, kochen, essen, Musik machen, schlafen. Tag für Tag. So kommt man durch die Wüste.

Ich wähle diesen Weg und strukturiere meinen Tag. Lebe im Jetzt und beginne meine Ansichten über die Situation zu beobachten. Ich erblicke zum ersten Mal bewusst den Nussbaum vor meinem Zimmer und beobachte das Leben, das sich darin tummelt. Ein Buntspecht verteidigt sich gegen ein Krähenpaar. Zwei Turteltauben suchen sein Geäst mehrmals am Tag auf und gurren ihr Liebeslied. 

Die Tage vergehen, ich beobachte meine innere Wüste. Manchmal blüht sie, dann wieder versinkt sie in dunkle Bedrohung. Nach einigen Tagen verbanne ich die Medien aus dieser Wüste und lasse weise Schriften und Menschen zu Wort kommen. Meditiere, schaue und wache achtsam über meine Gefühle.

Die Wüste als Raum für Verwandlung. 40 Tage gingen Religionsführer und Propheten in die Wüste. Leben im Jetzt bedarf Disziplin, Struktur und Präsenz. Ich wähle eine neue Sichtweise.

Auch die Wüste ist, trotz ihrer Weite begrenzt. Zu weit darf man sich nicht vom Lager entfernen, da man möglicherweise nicht mehr zurückfindet. Man bewegt sich in einem sicheren Radius. Verlässt man diesen, begibt man sich in Gefahr. Dennoch ist die Verlockung des Abenteuers groß. Darf man es wagen? Was braucht man dafür?

Orientierung. Orientierung kommt von „Orient“. Oriens aus dem Lateinischen weist auf Osten hin, wo die Sonne aufgeht. Wenn wir wissen, wo Osten ist, können wir alle Himmelsrichtungen bestimmen.

In der Zeit meiner eigenen Isolation habe ich meinen Orientierungspunkt wiedergefunden. Den Stern, an dem ich meinen Karren binde. Dieser Prozess war schmerzhaft, voll von Hader und Bitterkeit.

Ein Wunder geschah. In einer Meditation entstand ein Bild vor meinem inneren Auge. Ein Sonnenaufgang an einem Ostersonntag in der Wüste. Im Osten stieg der gleißende Sonnenball herauf, im Westen verblasste langsam der silberne Mond. Für einen Moment der Ewigkeit standen sich Sonne und Mond von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Dieser Moment hatte sich tief in mein Herz eingegraben. Für immer.

An jedem Morgen geht im Osten die Sonne auf und am Abend im Westen unter. Zwischen Morgen und Abend entscheide ich, wie ich die Dinge sehe. Das ist innere Freiheit. Welch einfache und doch großartige Erkenntnis.

Zu meinen Büchern:https://www.mutkompetenz.at/publikationen-buecher/

Kontakt: https://www.mutkompetenz.at/kontakt/

Orientierung und innere Freiheit finden:Coachingpakete

Über die Autorin
Ingeborg Berta Hofbauer ist eine begeisterte Reisende und Entdeckerin von neuen Orten und ihren Menschen. Deren Geschichten dahinter faszinieren sie und inspirieren sie zu ihren Büchern und Blogs. Sie reist vorwiegend mit ihrem Camper und der Bahn und verzichtet weitgehend auf Flugreisen.

Ingeborg B. Hofbauer

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