Mädelstrip nach Abbazia - oder doch Opatija?

Bus

„Wer den Busbahnhof von Rijeka nie gesehen hat, der hat etwas versäumt“. „Echt jetzt“? Meint meine Reisebegleiterin Ulrike und wir zerkugeln uns erneut vor Lachen. Es ist ein sehr warmer Frühlingsnachmittag und das Wartehäuschen, in dem wir auf den Bus warten, sieht genauso aus, wie eben Wartehäuschen an Busstationen auszusehen haben. Schmuddelig mit einem Hauch von Trostlosigkeit und das Dixiklo ein paar Meter weiter links …, nun ja, das überlasse ich jetzt der Fantasie.

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So stellt man sich einen Kroatien Urlaub vor. Oder nicht? Die Aussicht auf das Opernhaus von Rijeka, welches sich hinter den, in Reih und Glied aufgereihten Bussen im Vordergrund abzeichnet, gibt doch ein interessantes Motiv her finde ich. Findet meine Freundin nicht!

Aber von Anfang an: Seit zwei Tagen sind wir in Opatija. Herrlich warmes Sommerwetter begrüßte uns, wie auch die aufgeblühten Kamelien im Angiolina Park. Unser Apartment hoch über den Dächern bietet eine herrliche Aussicht auf die Kvarner Bucht. Diesmal reise ich nicht allein, sondern mit Ulrike, einer wunderbaren Freundin aus der Südsteiermark. „Ich esse Fleisch, wie schaut es bei dir aus?“, ihre Frage. Anscheinend muss man sich neuerdings solchen Fragen stellen, wenn man mit jemandem verreist. Nachdem die Fleischfrage geklärt war – ich esse ohnehin alles – was mich nicht isst, machen wir uns auf den Weg, um den Ort zu erkunden.

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Mein Reiseleiterinnen-Gen schlägt voll durch

Endlich kann ich mein gesamtes Wissen über diesen Ort, die Entstehung, die Geschichte der Südbahn und damit einhergehend den Aufstieg von Abbazia - was Abtei heißt -anbringen. Ulrike ist eine aufmerksame Zuhörerin... zumindest hat es den Anschein.

Nach dem Besichtigungsprogramm studieren wir die ausgestellten Speisekarten vor den Restaurants. Seit meinem letzten Besuch sind die Preise bis zu 40 % gestiegen, da vergeht einem fast der Hunger. Wir folgen einem Wegweiser, der uns zum Restaurant  Ruzmarin führen sollte. Sollte! Wer diese Schilder aufgestellt hat, muss zu viel Biska (Anmerkung: kroatischer Mistelschnaps) getrunken haben. Wir folgen dem Schild, irren durch einen Park und geben oben an der Hauptstraße angelangt, auf. Entnervt steigen wir wieder hinunter in das Zentrum und entdecken am Ende einer rechts aufsteigenden Gasse den Eingang des Lokals Ruzmarin. Also, wenn jemand dieses Lokal aufsuchen will, dann bitte gleich Google Maps aufrufen und alle Hinweisschilder ignorieren.

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Wenn Frauenherzen höher schlagen

Das Restaurant Ruzmarin ist rappelvoll, doch wir bekommen einen schönen Platz. Ulrike ist, genauso wie ich, eine Genießerin und wir schlagen bei Fleisch und Wein ordentlich zu. Qualität, Preis und Service haben überzeugt und wir reservieren für die nächsten Tage gleich vor.

Am folgenden Vormittag fallen wir zunächst in einen entzückenden kleinen Laden ein. Accessoires, die Frauenherzen höher schlagen lassen, ein Paar Ohrringe springen mich förmlich an, ich kaufe. Mit meiner Errungenschaft marschieren wir ins Kaffe des Grandhotel Imperial - für mich ist und bleibt es das Palasthotel Stephanie, eröffnet 1886 von der Südbahngesellschaft - und wie es sich unter Mädls eben gehört, wird die Neuerwerbung mit einem Glas Prosecco gewürdigt.

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Der Lungomare

Danach flanieren wir entlang des Kaiser-Franz-Josef-I-Kai, allen bekannt unter „Lungomare“, bei überwältigenden Aussichten auf die Kvarnerbucht und entlang hässlicher Touristenburgen, wie auch bezaubernden Jugendstilvillen nach Lovran. Es sind noch wenige Tourist:innen unterwegs, doch die Saison läuft schon an und bald werden aus Österreich die Massen hierher gekarrt werden. Gottlob sind wir dann schon wieder weg. Nach einem Espresso löse ich zwei Tickets zurück nach Opatija und wir steigen in den Bus Nr.32. Selbstsicher, ich bin ja eine Kennerin der örtlichen Gegebenheiten nach unzähligen Opatijareisen, erkläre ich meiner Freundin, dass wir am Busbahnhof von Opatija aussteigen werden. Nachdem wir an Volosko vorbeigefahren sind, werde ich etwas nervös. Ulrike amüsiert sich köstlich. Die beiden Kontrolleure, die uns unterwegs kontrolliert haben, sind glücklicherweise ausgestiegen. Wir ergeben uns dem Schicksal und beschließen bis zum bitteren Ende im Bus sitzen zu bleiben. Dieses nennt sich "Endstation Busbahnhof Rijeka". Wo wir im eingangs beschriebenen Wartehäuschen auf den Bus zurück warten. Eine halbe Stunde später sitzen wir im Bus Nr. 32, der uns zurück nach Opatija bringt. Ein Déjà-vu, wir werden von den beiden - genauso schauen Kontrolleure aus - erneut kontrolliert und steigen, diesmal an der richtigen Haltestelle aus.

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Süße Verirrungen

Der Tag wird im Ruzmarin bei deftigen Fleischgerichten und viel Wein, sehr viel Wein lachend reflektiert, was uns am folgenden Tag etwas schaumgebremst sein lässt. Aus diesem Grund lassen wir es heute gemütlicher angehen. Ein Spaziergang nach Volosko mit einer süßen Himmelfahrt in der Konditorei Kaokakao. Was die Süßspeisen-Vitrine dort bereithält, ist schlicht und ergreifend himmlisch. Trotz ausgiebigem Frühstück langen wir ordentlich zu. Kaum jemand weiß, dass es in Opatija eine Schokoladenmanufaktur gibt, und zwar im Keller des Hotel Milenij. Da müssen wir natürlich auch hin und reparieren den Abend davor mit einem Glas Frizzante rose' in der Bar des Hotels. Hier sind vorwiegend kroatische Gäste. Österreicher und Deutsche meinen nämlich, es muss das Kaffee Wagner sein und löhnen für einen Espresso 5 Euro. Milenij ist ein heißer Tipp. Von 17 bis 19 Uhr gibt es hier einen After Work-Aperitif unter 10 Euro inklusive Snack.

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Finale

Freddie mein Bus, wird nach diesen drei Tagen von seinem Parkplatz abgeholt und wir fahren nach Mošćenička Draga. Diesen malerischen Ort kann man wohl nur mehr im Winter bzw. bis April besuchen. Ab dann wälzen sich hier die Urlauber wie Sardinen aufgereiht, am Strand. Wir finden den Strand menschenleer vor und mich hält nichts mehr. Runter mit den Klamotten und rein ins Meer, das kuschelige 17 Grad hat. Ulrike springt nach. Geht doch. Nach einem köstlichen Mal - diesmal nehme ich mein Lieblingsgericht Calamari fritti, Ulrike bleibt dem Fleische treu, fahren wir zurück in die Heimat.

Über die Autorin
Ingeborg Berta Hofbauer ist eine begeisterte Reisende und Entdeckerin von neuen Orten und ihren Menschen. Deren Geschichten dahinter faszinieren sie und inspirieren sie zu ihren Büchern und Blogs. Sie reist vorwiegend mit ihrem Camper und der Bahn und verzichtet weitgehend auf Flugreisen.

Ingeborg B. Hofbauer

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